Friedenslicht aus 2015-11-25 Bild1 - Logo Friedenslicht 2015Betlehem in Fulda ausgesandt – „Hoffnung schenken – Frieden finden“

Im Hohen Dom zu Fulda wurde am Sonn­tag, 13. De­zem­ber 2015 um 14 Uhr das Frie­dens­licht aus Bet­le­hem aus­ge­sandt. Be­reits seit über 15 Jah­ren (seit 1999) brin­gen Pfad­fin­de­rin­nen und Pfad­fin­der das klei­ne Licht nach Fulda. Von hier aus wird es stets am drit­ten Ad­vent be­gin­nend in einer öku­me­ni­schen Ak­ti­on zu den Men­schen im Bis­tum Fulda und der evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che Kur­hes­sen-Wal­deck ge­bracht.

„Von nah und fern kamen wie­der viele Pfad­fin­de­rin­nen und Pfad­fin­der zu­sam­men, um ge­mein­sam mit wei­te­ren christ­li­chen Schwes­tern und Brü­dern um den Frie­den zu beten und ihn zei­chen­haft im Licht von Bet­le­hem in un­se­re Welt zu tra­gen.“, führ­te der Diö­ze­san­ku­rat Dr. Mar­tin Stan­ke (Deut­sche Pfad­fin­der­schaft Sankt Georg) in den Got­tes­dienst ein. Über 600 Men­schen waren an einem trü­ben Sonn­tag­nach­mit­tag in den Ful­da­er Dom ge­kom­men.

Frie­dens­licht aus Bet­le­hem si­cher in Fulda an­ge­kom­men

Zuvor, am Sonn­tag­mor­gen stie­gen die Frie­dens­licht-Trä­ger der Pfad­fin­der mit dem si­cher trans­por­tier­ten „Frie­dens­licht aus Bet­le­hem“ in Fulda aus. Die Flücht­lings­pro­ble­ma­tik war hier nicht nur Thema der Aus­sen­dung, son­dern wirk­te sich auch auf die Reise aus: Einen ein­fa­chen Grenz­über­tritt von Ös­ter­reich nach Deutsch­land per Nacht­zug gab es nicht. Statt­des­sen fuh­ren alle von Wien nach Mün­chen mit einem Bus. In Mün­chen ging es dann mit ICEs wei­ter. In Fulda wur­den sie von einer Pfad­fin­der-Ab­ord­nung und ei­ni­gen Mul­ti­pli­ka­to­ren von Ge­mein­den emp­fan­gen.

Die Pfad­fin­de­rin­nen und Pfad­fin­der des evan­ge­li­schen Ver­ban­des Christ­li­cher Pfad­fin­de­rin­nen und Pfad­fin­der (VCP) und der ka­tho­li­schen DPSG) holen das klei­ne Licht als Zei­chen für den Frie­den je­weils am 3. Ad­vent von der zen­tra­len Aus­sen­dungs­fei­er in Wien ab.

In die­sem Jahr waren vier Pfad­fin­der/innen aus Fulda zur Aus­sen­dung nach Ös­ter­reich ge­reist. Die Frie­dens­licht-Trä­ger/innen Lau­renz Mä­th­rich und Jo­han­na Mel­lin (VCP) sowie Mar­kus Zim­mer­mann und Nils Gädt­ke (DPSG) nah­men die Kerze in Wien ent­ge­gen und be­wahr­ten es si­cher bis nach Fulda. Sie haben nicht nur das Frie­dens­licht mit­ge­bracht, son­dern auch eine Bot­schaft, die sie den Men­schen, denen sie das Licht aus Bet­le­hem wei­ter­ge­ben, mit auf den Weg geben möch­ten.

Bot­schaft der Ful­da­er Frie­dens­licht-Trä­ger/innen

Pfad­fin­de­rin­nen und Pfad­fin­der aus 21 Län­dern, u.a. wie­der aus der Ukrai­ne, Bo­li­vi­en und den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka waren nach Wien ge­kom­men. Alle waren mit dem glei­chen Ziel dort: Ein Zei­chen für den Frie­den zu set­zen.

Die Ful­da­er Frie­dens­licht-Trä­ger/innen er­klä­ren dazu: „Schon im letz­ten Jahr waren „Men­schen auf der Flucht“ Thema des Frie­dens­licht-SetRatioSize800800-10-Bischof-Algermissen-beim-Verteilen-des-Friendenslichtes-aus-BetlehemGot­tes­diens­tes. Seit­dem hat sich die Welt noch viel wei­ter vom Frie­den ent­fernt. Sei es in Sy­ri­en, Af­gha­nis­tan, der Ukrai­ne oder einer der an­de­ren so­ge­nann­ten Kri­sen­her­de. Über­all auf un­se­rer Welt bro­delt es.“

Darum sei es auch wich­tig, sich nicht damit ab­zu­fin­den, son­dern etwas zu tun. „Hoff­nung schen­ken – Frie­den fin­den“ ist das Motto. Den Frie­dens­licht-Trä­ger/innen zu­fol­ge be­ginnt es damit, zu­nächst für sich selbst den Frie­den zu fin­den, um dann dar­aus aktiv zu wer­den und Hoff­nung zu schen­ken. Auch das Frie­dens­licht-Kind aus Ös­ter­reich hatte eine ähn­li­che Bot­schaft. Das Kind ist selbst in der Flücht­lings­hil­fe Ös­ter­reichs ganz aktiv. Wenn man die rich­ti­ge Ein­stel­lung hat, sei das Hel­fen ganz selbst­ver­ständ­lich, egal wo der Mensch her­kommt und in wel­cher Not er ist.

Aus­sen­dung mit Bi­schof Dr. Hein und Bi­schof Al­ger­mis­sen

Fei­er­lich ze­le­briert wurde die Aus­sen­dungs­fei­er im – mit etwa 600 Men­schen – voll­be­set­zen Dom zu Fulda durch Bi­schof Heinz-Jo­sef Al­ger­mis­sen (Bi­schof des Bis­tums Fulda), Prof. Dr. Mar­tin Hein (Bi­schof der evan­ge­li­schen Kir­che Kur­hes­sen-Wal­deck) und Dr. Mar­tin Stan­ke (Diö­ze­san­ku­rat der DPSG). Die mu­si­ka­li­sche Be­glei­tung über­nahm tra­di­tio­nell und stim­mungs­voll die Grup­pe „Weg­zei­chen“ aus Wäch­ters­bach. Vor­be­rei­tet und ge­stal­tet wurde der Aus­sen­dungs­got­tes­dienst unter dem bun­des­wei­ten Motto „Hoff­nung schen­ken – Frie­den fin­den“ von der öku­me­ni­schen Frie­dens­licht-AG der DPSG und des VCP.

Ein­ge­la­den und aus Mar­burg mit­ge­bracht hatte Diö­ze­san­ku­rat Dr. Mar­tin Stan­ke Daoud, einen christ­li­chen Flücht­ling aus Pa­kis­tan, des­sen Fa­mi­lie noch in der Hei­mat ver­folgt wird und der den Got­tes­dienst mit­fei­er­te.

Mit einem kur­zen Film und einem Mu­sik­stück wurde deut­lich, dass die Men­schen auf der Flucht ihre Hei­mat ver­las­sen haben und diese ver­mis­sen.

DPSG-Diö­ze­san­ku­rat Dr. Mar­tin Stan­ke er­klär­te in der Ein­füh­rung:

„Ge­ra­de in der heu­ti­gen Zeit kön­nen wir wahr­neh­men, wie zer­brech­lich der Frie­den in un­se­rer Welt ist. Eine fried­lo­se Welt ist un­mensch­lich und nicht le­bens­wert.

Diese Er­fah­rung ma­chen der­zeit viele Men­schen, die ihre Hei­mat und ihr fa­mi­liä­res und so­zia­les Um­feld ver­las­sen müs­sen und Zu­flucht bei uns su­chen. Des­halb sind diese Men­schen in un­se­rem Land Opfer und be­dür­fen daher aus un­se­rer christ­li­chen Über­zeu­gung her­aus Hilfe und Un­ter­stüt­zung.

Wir Pfad­fin­der ver­su­chen uns die­ser Her­aus­for­de­rung zu stel­len. Wir in­te­grie­ren Kin­der und Ju­gend­li­che, die hei­mat­los ge­wor­den sind, in un­se­re Pfad­fin­der­stäm­me. Und mit die­sem Frie­dens­licht-Got­tes­dienst wol­len wir ein Zei­chen weit über un­se­re Pfad­fin­der­ge­mein­schaft hin­aus set­zen. Mit allen Men­schen, die heute zu Frie­dens­licht-Trä­gern wer­den, beten wir ge­mein­sam um Got­tes Bei­stand und Kraft. Lasst uns alle ge­mein­sam „Hoff­nung schen­ken – Frie­den fin­den“ (Motto).

Bi­schoSetRatioSize800800-05-Zelebranten-Martin-Stanke-Bischof-Hein-Bischof-Algermissenf Heinz Josef Al­ger­mis­sen be­ton­te in sei­ner An­spra­che zur Hoff­nung, dass es für den Frie­den und Ge­rech­tig­keit in der Welt nicht um ein biss­chen Op­ti­mis­mus geht, son­dern eine grund­sätz­li­che Be­keh­rung, um den Glau­ben an Got­tes Ver­hei­ßung, „damit wir uns ge­mein­sam auf den Weg ma­chen kön­nen. Gott schei­tert nicht an den Gren­zen un­se­rer Mög­lich­kei­ten. Wenn un­se­re Hoff­nung er­lischt, ist alles er­lo­schen. Wenn un­se­re Hoff­nung sich er­neu­ert, ist diese Welt noch nicht ver­än­dert, aber wir kön­nen erste Schrit­te gehen, damit es einen Neu­an­fang geben kann.“

Fer­ner er­klär­te Bi­schof Al­ger­mis­sen: „Einen sol­chen ers­ten Schritt tun wir hier heute Nach­mit­tag mit der Aus­sen­dung des Frie­dens­lich­tes von Bet­le­hem in un­se­re Ge­mein­den und zu all den Men­schen guten Wil­lens.

Wie sin­gen wir doch? „Wenn einer al­lei­ne träumt, ist das nur ein Traum. Wenn viele ge­mein­sam träu­men, ist das schon der Be­ginn einer neuen Wirk­lich­keit …“

Das Licht, um das es heute hier geht, ist ein Zei­chen für Chris­tus, das Licht der Welt. Sein Licht ver­trei­be das Dun­kel un­se­rer Her­zen, es mache uns zu Werk­zeu­gen sei­nes Frie­dens!“

Der evan­ge­li­sche Bi­schof Dr. Hein mach­te noch ein­mal deut­lich, dass Gott nicht will, dass die Men­schen sich zer­stö­ren oder sich vol­ler Angst ab­gren­zen. Seine Vi­si­on sei Ge­rech­tig­keit und Frie­den:  „So wird Got­tes Frie­den kon­kret:

Nein, wir re­agie­ren nicht so­fort mit dem Ruf nach Ge­walt, son­dern blei­ben be­son­nen und su­chen nach Wegen, den Frie­den ohne Waf­fen zu schaf­fen.

Nein, wir wei­sen Men­schen in ihrer gan­zen Not nicht ab, son­dern set­zen uns dafür ein, dass sie bei uns eine Hei­mat fin­den.

Nein, wir weh­ren uns gegen alle Stim­mungs­ma­che, die uns ein­re­det, der Un­ter­gang des Abend­lan­des stün­de bevor.

Und wir kön­nen das, weil wir selbst von die­sem Frie­den, wie Gott ihn uns ver­heißt, er­fasst sind.“

In schwie­ri­gen Zei­ten mach­te Bi­schof Hein Mut: „Im Ver­trau­en auf Gott … kön­nen wir es wagen, für Ge­rech­tig­keit und Frie­den ein­zu­tre­ten. Sol­che mu­ti­gen Men­schen braucht un­se­re Welt. Dann än­dert sie sich. Klein fängt es an, aber es bleibt nicht klein. Weil wir alle zu Frie­dens­bo­ten wer­den.“

Kol­lek­te für Flücht­lings­un­ter­stüt­zung

Die Kol­lek­te geht in die­sem Jahr zur Un­ter­stüt­zung der Flücht­lings­ar­beit an den Ju­gend­hil­fe­ver­bund St. Eli­sa­beth in Fulda. Sie be­trei­ben u.a. eine Un­ter­kunft für un­be­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Flücht­lin­ge in Die­t­ers­hau­sen.

Nach dem Got­tes­dienst gab es drau­ßen vor der Kir­che wie­der den tra­di­tio­nel­len Ab­schluss­kreis der Pfad­fin­de­rin­nen und Pfad­fin­der und ein ge­müt­li­ches Zu­sam­men­sein im Dom­pfarr­zen­trum.

Aus­sen­dung in das Bis­tum und die Lan­des­kir­che per Bahn

SetRatioSize800800-12-Pfadfinder-Abschlusskreis-auf-dem-DomplatzNach der Aus­sen­dung wurde das Frie­dens­licht aus Bet­le­hem auf ver­schie­de­nen Bahn­stre­cken aus dem Zug her­aus an den Bahn­hö­fen wei­ter­ge­ge­ben. In zahl­rei­chen Ge­mein­den fan­den und fin­den An­dach­ten zum Emp­fang des Lich­tes und wei­te­re Ak­tio­nen statt. Auch an Ein­rich­tun­gen wird das Frie­dens­licht vie­ler­orts wei­ter­ge­ge­ben.

An Hei­lig­abend soll das Frie­dens­licht be­reits an viele Men­schen ver­teilt sein. Die Pfad­fin­der sind davon über­zeugt: „Es ist nicht nur ein warm­her­zi­ges und sanft leuch­ten­des Sym­bol zur Weih­nachts­zeit, son­dern auch als Er­in­ne­rung, Glau­ben in die Tat um­zu­set­zen, selbst Werk­zeug des Frie­dens zu wer­den und klei­ne Schrit­te auf­ein­an­der zu zu­ge­hen, Mit­mensch­lich­keit und Barm­her­zig­keit zu leben!

Frie­dens­zei­chen unter den Re­li­gio­nen – Zu­sam­men­ar­beit

In Fulda wurde das Frie­dens­licht aus Bet­le­hem am Sonn­tag­nach­mit­tag noch als in­ter­re­li­giö­ses Frie­dens­zei­chen an die Tür­kisch-mus­li­mi­sche Ge­mein­de in der Ohm­stra­ße und die jü­di­sche Ge­mein­de wei­ter­ge­ge­ben.

Die Pfad­fin­de­rin­nen und Pfad­fin­der wer­den mit dem Frie­dens­licht immer freund­lich und offen auf­ge­nom­men.

Seit An­fang des Jahr­hun­derts be­zie­hen die Pfad­fin­der die bei­den Re­li­gio­nen Islam und Ju­den­tum mit ein. „Nur ge­mein­sam als Gläu­bi­ge schaf­fen wir es, Ver­stän­di­gung und Frie­den unter den Men­schen zu ver­wirk­li­chen. Dabei be­grei­fen wir uns nicht als Frem­de oder An­ders­gläu­bi­ge, son­dern als Freun­de für Mit­mensch­lich­keit. Wir stel­len uns ge­mein­sam gegen alle ex­tre­mis­ti­schen und men­schen­feind­li­chen Ten­den­zen.“, so der In­itia­tor des Frie­dens­zei­chens, Frank Seidl. Damit seien so­wohl An­fein­dun­gen gegen Men­schen auf der Flucht hier­zu­lan­de ge­meint als auch die­je­ni­gen, die un­se­re Frei­heit, Men­schen­lie­be und Of­fen­heit durch Ter­ror und Angst be­kämp­fen.

An­schlie­ßend wurde das Frie­dens­licht aus Bet­le­hem noch auf dem Weih­nachts­markt an die Be­su­cher ver­teilt.