Friedenslicht aus Betlehem in Fulda ausgesandt – „Hoffnung schenken – Frieden finden“
Erschienen am 13. Dezember 2015 in Diözesanverband
Im Hohen Dom zu Fulda wurde am Sonntag, 13. Dezember 2015 um 14 Uhr das Friedenslicht aus Betlehem ausgesandt. Bereits seit über 15 Jahren (seit 1999) bringen Pfadfinderinnen und Pfadfinder das kleine Licht nach Fulda. Von hier aus wird es stets am dritten Advent beginnend in einer ökumenischen Aktion zu den Menschen im Bistum Fulda und der evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck gebracht.
„Von nah und fern kamen wieder viele Pfadfinderinnen und Pfadfinder zusammen, um gemeinsam mit weiteren christlichen Schwestern und Brüdern um den Frieden zu beten und ihn zeichenhaft im Licht von Betlehem in unsere Welt zu tragen.“, führte der Diözesankurat Dr. Martin Stanke (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg) in den Gottesdienst ein. Über 600 Menschen waren an einem trüben Sonntagnachmittag in den Fuldaer Dom gekommen.
Friedenslicht aus Betlehem sicher in Fulda angekommen
Zuvor, am Sonntagmorgen stiegen die Friedenslicht-Träger der Pfadfinder mit dem sicher transportierten „Friedenslicht aus Betlehem“ in Fulda aus. Die Flüchtlingsproblematik war hier nicht nur Thema der Aussendung, sondern wirkte sich auch auf die Reise aus: Einen einfachen Grenzübertritt von Österreich nach Deutschland per Nachtzug gab es nicht. Stattdessen fuhren alle von Wien nach München mit einem Bus. In München ging es dann mit ICEs weiter. In Fulda wurden sie von einer Pfadfinder-Abordnung und einigen Multiplikatoren von Gemeinden empfangen.
Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder des evangelischen Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und der katholischen DPSG) holen das kleine Licht als Zeichen für den Frieden jeweils am 3. Advent von der zentralen Aussendungsfeier in Wien ab.
In diesem Jahr waren vier Pfadfinder/innen aus Fulda zur Aussendung nach Österreich gereist. Die Friedenslicht-Träger/innen Laurenz Mäthrich und Johanna Mellin (VCP) sowie Markus Zimmermann und Nils Gädtke (DPSG) nahmen die Kerze in Wien entgegen und bewahrten es sicher bis nach Fulda. Sie haben nicht nur das Friedenslicht mitgebracht, sondern auch eine Botschaft, die sie den Menschen, denen sie das Licht aus Betlehem weitergeben, mit auf den Weg geben möchten.
Botschaft der Fuldaer Friedenslicht-Träger/innen
Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus 21 Ländern, u.a. wieder aus der Ukraine, Bolivien und den Vereinigten Staaten von Amerika waren nach Wien gekommen. Alle waren mit dem gleichen Ziel dort: Ein Zeichen für den Frieden zu setzen.
Die Fuldaer Friedenslicht-Träger/innen erklären dazu: „Schon im letzten Jahr waren „Menschen auf der Flucht“ Thema des Friedenslicht-Gottesdienstes. Seitdem hat sich die Welt noch viel weiter vom Frieden entfernt. Sei es in Syrien, Afghanistan, der Ukraine oder einer der anderen sogenannten Krisenherde. Überall auf unserer Welt brodelt es.“
Darum sei es auch wichtig, sich nicht damit abzufinden, sondern etwas zu tun. „Hoffnung schenken – Frieden finden“ ist das Motto. Den Friedenslicht-Träger/innen zufolge beginnt es damit, zunächst für sich selbst den Frieden zu finden, um dann daraus aktiv zu werden und Hoffnung zu schenken. Auch das Friedenslicht-Kind aus Österreich hatte eine ähnliche Botschaft. Das Kind ist selbst in der Flüchtlingshilfe Österreichs ganz aktiv. Wenn man die richtige Einstellung hat, sei das Helfen ganz selbstverständlich, egal wo der Mensch herkommt und in welcher Not er ist.
Aussendung mit Bischof Dr. Hein und Bischof Algermissen
Feierlich zelebriert wurde die Aussendungsfeier im – mit etwa 600 Menschen – vollbesetzen Dom zu Fulda durch Bischof Heinz-Josef Algermissen (Bischof des Bistums Fulda), Prof. Dr. Martin Hein (Bischof der evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck) und Dr. Martin Stanke (Diözesankurat der DPSG). Die musikalische Begleitung übernahm traditionell und stimmungsvoll die Gruppe „Wegzeichen“ aus Wächtersbach. Vorbereitet und gestaltet wurde der Aussendungsgottesdienst unter dem bundesweiten Motto „Hoffnung schenken – Frieden finden“ von der ökumenischen Friedenslicht-AG der DPSG und des VCP.
Eingeladen und aus Marburg mitgebracht hatte Diözesankurat Dr. Martin Stanke Daoud, einen christlichen Flüchtling aus Pakistan, dessen Familie noch in der Heimat verfolgt wird und der den Gottesdienst mitfeierte.
Mit einem kurzen Film und einem Musikstück wurde deutlich, dass die Menschen auf der Flucht ihre Heimat verlassen haben und diese vermissen.
DPSG-Diözesankurat Dr. Martin Stanke erklärte in der Einführung:
„Gerade in der heutigen Zeit können wir wahrnehmen, wie zerbrechlich der Frieden in unserer Welt ist. Eine friedlose Welt ist unmenschlich und nicht lebenswert.
Diese Erfahrung machen derzeit viele Menschen, die ihre Heimat und ihr familiäres und soziales Umfeld verlassen müssen und Zuflucht bei uns suchen. Deshalb sind diese Menschen in unserem Land Opfer und bedürfen daher aus unserer christlichen Überzeugung heraus Hilfe und Unterstützung.
Wir Pfadfinder versuchen uns dieser Herausforderung zu stellen. Wir integrieren Kinder und Jugendliche, die heimatlos geworden sind, in unsere Pfadfinderstämme. Und mit diesem Friedenslicht-Gottesdienst wollen wir ein Zeichen weit über unsere Pfadfindergemeinschaft hinaus setzen. Mit allen Menschen, die heute zu Friedenslicht-Trägern werden, beten wir gemeinsam um Gottes Beistand und Kraft. Lasst uns alle gemeinsam „Hoffnung schenken – Frieden finden“ (Motto).
Bischof Heinz Josef Algermissen betonte in seiner Ansprache zur Hoffnung, dass es für den Frieden und Gerechtigkeit in der Welt nicht um ein bisschen Optimismus geht, sondern eine grundsätzliche Bekehrung, um den Glauben an Gottes Verheißung, „damit wir uns gemeinsam auf den Weg machen können. Gott scheitert nicht an den Grenzen unserer Möglichkeiten. Wenn unsere Hoffnung erlischt, ist alles erloschen. Wenn unsere Hoffnung sich erneuert, ist diese Welt noch nicht verändert, aber wir können erste Schritte gehen, damit es einen Neuanfang geben kann.“
Ferner erklärte Bischof Algermissen: „Einen solchen ersten Schritt tun wir hier heute Nachmittag mit der Aussendung des Friedenslichtes von Betlehem in unsere Gemeinden und zu all den Menschen guten Willens.
Wie singen wir doch? „Wenn einer alleine träumt, ist das nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist das schon der Beginn einer neuen Wirklichkeit …“
Das Licht, um das es heute hier geht, ist ein Zeichen für Christus, das Licht der Welt. Sein Licht vertreibe das Dunkel unserer Herzen, es mache uns zu Werkzeugen seines Friedens!“
Der evangelische Bischof Dr. Hein machte noch einmal deutlich, dass Gott nicht will, dass die Menschen sich zerstören oder sich voller Angst abgrenzen. Seine Vision sei Gerechtigkeit und Frieden: „So wird Gottes Frieden konkret:
Nein, wir reagieren nicht sofort mit dem Ruf nach Gewalt, sondern bleiben besonnen und suchen nach Wegen, den Frieden ohne Waffen zu schaffen.
Nein, wir weisen Menschen in ihrer ganzen Not nicht ab, sondern setzen uns dafür ein, dass sie bei uns eine Heimat finden.
Nein, wir wehren uns gegen alle Stimmungsmache, die uns einredet, der Untergang des Abendlandes stünde bevor.
Und wir können das, weil wir selbst von diesem Frieden, wie Gott ihn uns verheißt, erfasst sind.“
In schwierigen Zeiten machte Bischof Hein Mut: „Im Vertrauen auf Gott … können wir es wagen, für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Solche mutigen Menschen braucht unsere Welt. Dann ändert sie sich. Klein fängt es an, aber es bleibt nicht klein. Weil wir alle zu Friedensboten werden.“
Kollekte für Flüchtlingsunterstützung
Die Kollekte geht in diesem Jahr zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit an den Jugendhilfeverbund St. Elisabeth in Fulda. Sie betreiben u.a. eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Dietershausen.
Nach dem Gottesdienst gab es draußen vor der Kirche wieder den traditionellen Abschlusskreis der Pfadfinderinnen und Pfadfinder und ein gemütliches Zusammensein im Dompfarrzentrum.
Aussendung in das Bistum und die Landeskirche per Bahn
Nach der Aussendung wurde das Friedenslicht aus Betlehem auf verschiedenen Bahnstrecken aus dem Zug heraus an den Bahnhöfen weitergegeben. In zahlreichen Gemeinden fanden und finden Andachten zum Empfang des Lichtes und weitere Aktionen statt. Auch an Einrichtungen wird das Friedenslicht vielerorts weitergegeben.
An Heiligabend soll das Friedenslicht bereits an viele Menschen verteilt sein. Die Pfadfinder sind davon überzeugt: „Es ist nicht nur ein warmherziges und sanft leuchtendes Symbol zur Weihnachtszeit, sondern auch als Erinnerung, Glauben in die Tat umzusetzen, selbst Werkzeug des Friedens zu werden und kleine Schritte aufeinander zu zugehen, Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit zu leben!
Friedenszeichen unter den Religionen – Zusammenarbeit
In Fulda wurde das Friedenslicht aus Betlehem am Sonntagnachmittag noch als interreligiöses Friedenszeichen an die Türkisch-muslimische Gemeinde in der Ohmstraße und die jüdische Gemeinde weitergegeben.
Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder werden mit dem Friedenslicht immer freundlich und offen aufgenommen.
Seit Anfang des Jahrhunderts beziehen die Pfadfinder die beiden Religionen Islam und Judentum mit ein. „Nur gemeinsam als Gläubige schaffen wir es, Verständigung und Frieden unter den Menschen zu verwirklichen. Dabei begreifen wir uns nicht als Fremde oder Andersgläubige, sondern als Freunde für Mitmenschlichkeit. Wir stellen uns gemeinsam gegen alle extremistischen und menschenfeindlichen Tendenzen.“, so der Initiator des Friedenszeichens, Frank Seidl. Damit seien sowohl Anfeindungen gegen Menschen auf der Flucht hierzulande gemeint als auch diejenigen, die unsere Freiheit, Menschenliebe und Offenheit durch Terror und Angst bekämpfen.
Anschließend wurde das Friedenslicht aus Betlehem noch auf dem Weihnachtsmarkt an die Besucher verteilt.