Friedenslicht aus Betlehem in außergewöhnlichen Zeiten außergewöhnlich ausgesandt

Erschienen am 13. Dezember 2020 in Diözesanverband

Das Friedenslicht aus Betlehem kam auch in diesem außergewöhnlichen Jahr wieder nach Fulda und wurde von dort aus wieder zu vielen Menschen im ganzen Bistum und der Landeskirche ausgesandt.

In 2020 läuft ja irgendwie alles anders. Viele Veranstaltungen mussten abgesagt oder auf „bessere Zeiten“ verschoben werden. Den Pfadfinderinnen und Pfadfindern war es gerade in diesen – manchmal trostlos wirkenden Zeiten – wichtig, die Weitergabe des Friedenslichtes aus Betlehem dennoch und gerade deshalb auch in diesem Pandemiejahr zu realisieren, natürlich ohne die Gesundheit von Menschen zu gefährden. Es ist ein Zeichen der Hoffnung und der menschlichen Wärme im Miteinander und passt genau in dies Zeit des „social distancing“. Es soll ganz im Gegenteil – trotz nötigem Abstand – die Menschen mit ihrem guten Geist und in ihrem Gemeinschaftssinn zusammenführen und zusammenhalten. Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder sind davon überzeugt, dass die Menschen trotz Abstand „zusammenstehen“ können und müssen. Das Friedenslicht aus Betlehem kann als Geste und Hoffnung spendendes Licht dazu beitragen.

Die Friedenslicht-Träger/innen des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) Kurhessen-Waldeck und der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) im Bistum Fulda konnten in diesem Jahr nicht – wie seit mittlerweile 20 Jahren – nach Wien zu einer zentralen Aussendungsfeier reisen und die brennende Kerze von ihrer Reise per Nachtzug mitbringen. Diesmal organisierten die Pfadfinderinnen und Pfadfinder auf Bundesebene aber zumindest drei Autorouten (das klingt für Pfadfinder zumindest nach „Outdoor“ …) quer durch Deutschlang, um alle Regionen zu versorgen. David Blasek und weitere Pfadfinder der DPSG Fulda konnten das Friedenslicht von der „Route West“ am Vormittag nur 2 ½ Stunden vor der Aussendung in Raunheim (bei Rüsselsheim) in Empfang nehmen und von dort sicher nach Fulda bringen.

Erster Halt: Friedenslicht an der Gedenkstätte der Anschläge in Hanau
Als ersten Ort im Bistum erreichte das Friedenslicht aus Betlehem in diesem Jahr aber Hanau. Die Pfadfinder aus Fulda brachten es von Raunheim erstmal direkt zum Marktplatz, wo sich am Brüder-Grimm-Denkmal eine Gedenkstätte gebildet hat, und an einen der Anschlagorte, an den Heumarkt. Den Pfadfinderinnen und Pfadfindern war es wichtig, im Jahr der schlimmen und rassistischen Anschläge von Hanau genau dort Solidarität und ein Zeichen des Friedens zu senden, so DPSG-Diözesankurat Bruder Pascal Sommerstorfer ofm in seiner Predigt. Am 19. Februar 2020 wurden in Hanau zehn Menschen ermordet.

Auto, Outdoor und gestreamt – das Friedenslicht findet seinen Weg
Außergewöhnlich wie das Abholen des Friedenslichtes von einem Parkplatz statt von der zentralen Aussendung in Wien war dann auch die Aussendungsfeier in Fulda, die in diesem Pandemie-Jahr natürlich nicht wie üblich und in schöner Tradition als ökumenischer Gottesdienst abwechselnd im Dom zu Fulda oder der evangelischen Christuskirche – jeweils voll besetzt – gefeiert werden konnte. In Tagen, in denen selbst das Weihnachtsfest zur „Diskussion“ steht und ein harter Lockdown bevorsteht, ging das natürlich nicht. Aber die Pfadfinderinnen und Pfadfinder ließen sich etwas einfallen. „Etwa zwei Monate hat die ökumenische Friedenslicht-AG diesen Tag organisiert und mit vielen Helfern hat heute alles wunderbar geklappt“, erklärte Verena Elgner, Jugendbildungsreferentin für die DPSG im Bischöflichen Jugendamt Fulda. Und so fand die Ökumenische Aussendungsfeier für das Bistum Fulda und die Landeskirche Kurhessen-Waldeck am 3. Advent, 13. Dezember 2020 um 13:30 Uhr in zwei verschiedenen Formaten statt:

Auf dem Messegelände Fulda (Sickels, Wolf-Hirth-Straße) fand die Aussendung outdoor als „Autogottesdienst“ statt. Mehr als 100 Autos reihten sich ein und darin glückliche Menschen aus den Pfadfinderstämmen und Kirchengemeinden des Bistums und der Landeskirche.

Dieser Gottesdienst wurde parallel per Stream auch in die Christuskirche in Fulda übertragen. An beiden Orten wurde das Friedenslicht aus Betlehem dann verteilt. Natürlich wurden die geltenden Corona-Hygieneregeln beachtet und zur Nachverfolgbarkeit musste man sich vorher anmelden. Alles war top organisiert, von der Einfahrt über die Musik und Technik bis hin zur vorbereiteten Starthilfe.

Pfarrerin Jana Koch-Zeißig begrüßte die Teilnehmenden in den Autos und die per Stream Zugeschalteten in der Christuskirche und woanders. Pater Pascal Sommerstorfer ofm ging in seiner Predigt auf die schwierigen Zeiten in der Corona-Pandemie ein. Er sagte, dass es nun umso wichtiger sei, als Menschen füreinander da zu sein. Er erinnerte daran, dass das Friedenslicht aus ´Betlehem sowohl Hoffnung und Licht spende, es aber an uns Menschen sei, diese Hoffnung und dieses Licht für andere zu sein. Gemeinsam füreinander da sein.

Und so kam das Friedenslicht schließlich, getragen von DPSG und VCP, an den Autoreihen vorbei und vom freundlichen Hupkonzert begleitet, zur Bühne auf dem Messegelände. Von dort wurde es von Helfern verteilt und von Auto zu Auto gebracht. Auch wenn ein Gottesdienst von Angesicht zu Angesicht sicherlich schöner war, so kamen gab es auch hier die Momente für Gänsehaut und feuchte Augen. Außergewöhnlich in diesem Jahr, aber auch außergewöhnlich herzlich gestaltet und gewissenhaft organisiert. Die Gemeinschaft war auch durch die Autoscheiben und den Bildschirm hindurch zu spüren, Dank aller Beteiligter.

Zelebranten:
Pater Br. Pascal Sommerstorfer ofm (DPSG-Diözesankurat)
Pfarrerin Jana Koch-Zeißig (Ev. Christuskirche, Fulda)

Friedenslicht-AG:
Pfr. Jana Koch-Zeißig, Cara Corell, Floris Steinbach (VCP), Enie Elgner, Jannika Kulgemeyer, Jule Kulgemeyer, Br. Pascal Sommerstorfer (DPSG)

Friedenslicht-Überbringer:
David Blasek (DPSG)

Musik:
Markus Leis mit Band (Wächtersbach)

Technik:
Technikteam um Jens Kordt (DET Eventservice)

Kollekte:
Corona-Hilfe „Familien-Essenspakete für Mpumalanga“ (Spendenaktion DPSG DV Fulda in Kooperation mit den Pfadfinderfreunden/innen aus Mpumalanga / Südafrika)

Aussendung ins Bistum und zur Landeskirche
Da ein Transport des Lichtes in den Zügen der Deutschen Bahn nicht möglich war, konnte das Friedenslicht nicht wie sonst überall auf dem Bahnsteig abgeholt werden. Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder organisierten aber, dass die jeweiligen Bahnhöfe auf den verschiedenen Strecken per Auto angefahren und so das Friedenslicht vor dem Bahnhof verteilt wurde. Auf anderen Strecken war das Zugfahren möglich.

Aktionen vor Ort
Auch die Pfadfinderstämme im ganzen Bistum und im Bereich der Landeskirche planen Aktionen rund ums und mit dem Friedenslicht in der Zeit nach dem dritten Advent. In vielen evangelischen und katholischen Gemeinden der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck bzw. des Bistums Fulda wird das Friedenslicht aus Betlehem weiter verteilt, so dass es an Heiligabend so viele Menschen wie möglich mit der Weihnachtsbotschaft vom Frieden unter den Menschen erreicht hat.

Weitergegeben wird das Licht auch bei Besuchen von karitativen Einrichtungen, an jüdische und muslimische Gemeinden.

Friedenslicht nicht nur ein Symbol – es ist Hoffnung und Auftrag zugleich
Das Licht ist das weihnachtliche Symbol schlechthin. Mit dem Entzünden und Weitergeben des Friedenslichtes aus Betlehem wird – seit über 25 Jahren – an die Weihnachtsbotschaft „Friede auf Erden“ und den Auftrag, den Frieden zu verwirklichen, erinnert. Frieden zu schaffen, ist gar nicht so einfach! Sei es im engsten Freundeskreis, in der Schule, auf der Arbeit oder auch nur mit sich selbst. Frieden zwischen verfeindeten Menschen und Nationen zu schaffen, ist noch komplizierter. Die Herausforderung besteht darin, durchgehend daran zu arbeiten und trotz aller Hindernisse das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Zusammen mit anderen Menschen ist es oft einfacher, einen langen und schwierigen Weg zu bewältigen. Deswegen ermutigen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder die Menschen, sich gemeinsam und guten Mutes auf diesen Weg zu machen.

Das Friedenslicht verbindet auf seinem über 3.000 Kilometer langen Weg nach Deutschland viele Nationen und Religionen miteinander. Denn alle eint der Wunsch nach Frieden, auch wenn er – gerade im Heiligen Land, aber auch bei uns in Deutschland – oft sehr zerbrechlich und unerreichbar scheint.

Die Friedenslicht-Aktion gibt es seit 1986. Sie wurde vom Österreichischen Rundfunk (ORF) ins Leben gerufen. Jedes Jahr entzündet ein Kind das Friedenslicht an der Flamme in der Geburtsgrotte Christi in Betlehem/Palästina. Seit über 25 Jahren verteilen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder verschiedener Verbände das Friedenslicht in Deutschland.