Impuls zum Georgstag

Erschienen am 23. April 2021 in Spiri

Drachen sind faszinierend. In alten Sagen und neueren Filmen sitzen sie auf unbeschreiblichen Schätzen von Gold und edlen Steinen. Sie lieben die Dunkelheit, fliegen durch die Luft und ihr spezielles Element ist das Feuer. Überirdische Kraft und die Weisheit vieler Jahrhunderte werden den Drachen zugeschrieben.
Einen solchen Drachen zum Feind zu haben wie der Heilige Georg ist eine wirklich übermenschliche Aufgabe. Viele jüngere Geschichten drehen sich aber auch darum, dass ein Drache der beste Freund eines Menschen wird.

Vielleicht steht der Mythos vom Drachen für etwas, das im Inneren des Menschen real ist: für das Dunkle und das Geheimnisvolle jeder Person, für das Heilige und für eine unbändige Lebendigkeit und die grenzenlose Kreativität, die sich erst noch entfalten will.

Wenn der Heilige Georg den Drachen tötet, löst er sich damit von der Angst, die den Zugang zu diesen inneren Quellen verschüttet hat. Denn der Drache sitzt nicht mehr drohend auf den unbeschreiblichen Schätzen, die Gott in jeden Menschen hineingelegt hat.
Ohne den furchteinflößenden Drachen oder mit dem Drachen befreundet, wenn das möglich ist, kann der Mensch erst werden, was er von Gott her im tiefsten Innersten schon ist.

Wie der Heilige Georg sein bedeutet, mich zu fragen:

Was hindert mich ganz zu leben und der Mensch zu sein, der ich im Innersten bin?

Was hindert mich zu meinem Glauben, zu meiner Herkunft, zu meiner Identität frei zu stehen und in Wahrheit zu leben?

Was zieht Kraft aus meinem Leben ab, verstellt mir die klare Einsicht und macht mir Angst?

Dann lasse ich das bewusst los oder ich akzeptiere, dass das alles nur eine beliebige und zudem nicht lebensförderliche Einstellung ist, die sich eben mal „ein-gestellt“ hat, die ich aber jederzeit ändern kann.

Ich finde es sehr passend, dass wir das Fest des Drachentöters Georg immer in der Osterzeit feiern. Jesus hat in seiner Auferstehung auch die „Drachen“ seines Leidens, des Todes und des Grabes hinter sich gelassen. Das alles beherrscht ihn jetzt nicht mehr sondern er ist gerade dadurch der auferstandene Christus geworden.
Auch für uns könnte es leicht so sein, dass uns unsere persönlichen Drachen die Richtung weisen und uns zeigen, wo eigentlich unsere größten Schätze verborgen liegen.
Jesus und Georg haben gemeinsam, dass sie ihrer Lebensrealität gerade nicht ausgewichen sind, sondern sich mutig ihrer Angst gestellt haben und das angepackt habe, was für sie dran war.

Als Pfadfinderinnen und Pfadfinder wünsche ich uns allen, das wir uns in einer Reihe hinter Christus und hinter Georg stellen und uns mit der Zuversicht der Sieger dem entgegenwerfen, was auch heute immer das Leben klein, die Liebe schwach und unser Herz ängstlich machen will.
Jesus Christus und der Heilige Georg zeigen uns: Der Drache ist besiegt! Die Tür zum wahren Leben steht uns offen!

 

Ihr Lieben, Euch allen wünsche ich einen fröhlichen und gesegneten Georgstag. Wir freuen uns sicher alle schon riesig darauf, wenn der „Drache der Pandemie“ besiegt ist und wir uns wieder in der Runde am Feuer treffen können.

Bis dahin wünsche ich Euch Zuversicht und Mut und die innere Erfahrung, dass auch diese gegenwärtig und für viele oft sehr schwierige Etappe und wie wir damit umgehen uns zu „mehr Leben“ führen kann.

Euer Pascal